MAKING NOISE IS EASY: BEHIND TIRSA PERL
Seit 1986 arbeiten Kai & Kai von TIRSA PERL mehr oder weniger konstant musikalisch zusammen, in unterschiedlichen Projekten, mit unterschiedlichen Mitstreitern. Die intensivste Phase war ohne Zweifel die gemeinsame Zeit in Leipzig (1986 bis 1989) und ist mit zwei Bands verbunden: REININGHAUS und THE REAL DEAL. Drehen wir das Rad der Geschichte also für eine Hand voll Erinnerungen zurück …
Aktuelle News: REININGHAUS ist mit dem Song „1964“ auf dem fulminanten Sampler „Heldenstadt anders: Der Leipziger Underground 1982-1989“ vertreten. Im beiliegenden Katalog gibt’s darüber hinaus noch die Story zur Band, Bilder & Texte. Zu erwerben ist der 3fach Vinyl Sampler u.a. beim „Major Label Mailorder“ (Link hier).
Jetzt aber! Let’s do the Time Warp again … oder: In einem Land vor unserer Zeit.
Teil 1 (1987 – 1988) Gegen den Strom – Reininghaus
cairo: Wir waren damals wild entschlossen, eine Band zu gründen. Als ich im November 1986 nach Leipzig kam, hatte ich neben meinem Rucksack und meiner Gitarre auch eine ganze Reihe von Songs dabei. Die waren alle während der Armeezeit entstanden …
kaiman: Ja genau, bei der NVA haben wir uns nämlich kennengelernt und auch ’ne Weile zusammen dort in der „Regimentscombo“ Musik gemacht. Das war so’ne Art Armeeband, die zum Beispiel für die Offiziersfeierlichkeiten zum Tanz aufspielte.
cairo: Ja, schauderhaft … Aber wir hatten zumindest am Abend immer die Möglichkeit, im Proberaum unsere eigenen Sachen zu spielen. Das durfte natürlich keiner von den Vorgesetzten wissen. War schon irgendwie tricky und auch ein Nervenkitzel. Aber insgesamt gesehen, boten sich dadurch doch immer wieder Möglichkeiten, der ganzen Tristesse, Eintönigkeit und Unfreiheit ein wenig zu entkommen.
kaiman: Genau, wieder so’ne Überlebensnische …
Nach der Armeezeit zogen cairo und kaiman in einer WG im Stadtteil Gohlis zusammen. In der nahe gelegenen Lindenthaler Straße fanden sie durch Zufall in einem Abrisshaus auch den Platz für einen passenden Proberaum. Die anschließende Suche nach Musikern war abenteuerlich, ist – wie vieles andere auch aus diesen Wochen und Monaten – als Anregung und Inspiration in „Kenton Blau – Die Leipziger Tagebücher 1986-1987“ (Roman von Kai Reininghaus, 2013) eingeflossen und kann dort nachgelesen werden. Nur soviel: Einige Zeit später lief Robert Gläser den beiden über den Weg. Die Bassfrage war also geklärt. Mit Frank Heyner an der Leadgitarre war die Urbesetzung von „Reininghaus“ – wie die Band sich nun nannte – komplett.
Hier eine frühe Aufnahme aus diesen Anfangstagen. YOU ist nur ein Fragment geblieben, zeigt aber gut, wie alles angefangen hat.
Hannes Ackner, als Freund und Fan der Band sowieso im Proberaum immer mit dabei, brachte eines schönen Tages sein Saxophon mit. Und dann waren sie fünf.
Anfangs waren viele Songs noch auf Englisch, das änderte sich aber sehr schnell. Auf Initiative von Caesar, Roberts bekannten Musikervater, ging die Band Anfang April 1987 in ein Gohliser Studio und nahm dort in einer mehrstündigen Session neun Songs auf (das Tape ist allerdings verschollen und wurde nie veröffentlicht). Zwei Drittel der Titel hatte cairo zu diesem Zeitpunkt mittlerweile mit deutschen Texten versehen.
cairo: Ich kann mich nicht mehr wirklich erinnern, warum ich plötzlich nur noch deutsche Texte geschrieben habe. Das war nichts neues für mich – nur hatten wir mit „Reininghaus“ eigentlich als eine Art New-Wave-Punky-Band begonnen. Es ergab sich aber auch, weil ich nun nicht mehr die Songs alleine schrieb, sondern mit Frank zusammen. Und natürlich gab es auch inhaltliche Veränderungen, die Themen wurden direkter …
Die Band war in den folgenden Monaten live viel unterwegs, spielte in Leipzig (u.a. beim IG Rockfestival), Berlin, Potsdam, Erfurt und anderen Städten … Die Konzerte und Minitouren waren auch das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit mit Jens Kaufmann, der die Band als Manager betreute und als Kulturhausleiter über wichtige Kontake zu den Veranstaltern verfügte.
Allerdings: Livemitschnitte sind rar, überhaupt gibt es nur sehr wenige erhaltene Tondokumente. Und diese spiegeln nicht unbedingt das wider, was damals auf der Bühne passierte. So wie diese Aufnahme von einem Konzert im HdjT Berlin – dem sogenannten „Haus der jungen Talente“ aus dem Jahr 1988. Der Radiomitschnitt des „Rundfunks der DDR“ klingt seltsam steril und wirklich, dieser Auftritt war ein schwieriger …
cairo: Es war einer dieser Gigs, wo einfach der Wurm drin ist. Wir spielten auf einem fremden Equipment, hatten keine Zeit für einen richtigen Soundcheck – wir waren ja quasi die Vorband. Und dann rissen uns auch noch mehrmals Saiten, ich vergaß ganze Textzeilen … es war wie ein Fluch. Und der ganze Radiozirkus drumherum machte es nicht unbedingt besser … Wir wollten das dann nur noch irgendwie zu Ende bringen.
kaiman: Ja, und das Verrückte war, dass wir ein paar Wochen zuvor hier schon ein Konzert hatten – allerdings im Untergeschoss – und das war einer unserer besten Gigs! Die Leute sind total ausgeflippt und wir haben endlos Zugaben gespielt. Leider gibt’s da keinen einzigen Ton auf Band … Und es gibt von diesem Konzert auch keine Fotos, jedenfalls habe ich noch nie eines gesehen.
Ein paar Wochen später löste sich die Band auf. Alles in allem waren nur etwa 16 Monate vergangen, viel war passiert. Vielleicht zu viel und zu schnell.
cairo: Wir hatten uns musikalisch einfach auseinander entwickelt und haben das eine Zeitlang ignoriert. Aber so kann eine Band nicht wirklich auf Dauer funktionieren, das haben wir gespürt und bestimmt auch das Publikum bei den letzten gemeinsamen Gigs. Ich weiß nicht mehr genau, wie das dann ablief. Klar, das hat auch wehgetan. Aber es war Zeit für etwas neues. Ich hatte so ein einengendes Gefühl, das immer stärker wurde und musste unbedingt ein Fenster aufreißen und Luft holen.
kaiman: Es war einfach schwierig geworden. Die Proben und so. Wir haben ja nicht gleich aufgegeben. Es kamen ein paar Leute dazu, wir probierten am Sound herum, aber das machte es nicht besser. Eben eine der klassischen Möglichkeiten, wie sich eine Band entwickeln kann. Das sind nun mal unterschiedlichen Typen, man verbringt viel Zeit miteinander. Es kann funktionieren oder nicht.
Not the end … Die ausführliche Story geht weiter auf bandpostcards.de >>> einfach HIER klicken.
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Der erste Auftritt von REININGHAUS war im Februar 1987 – in einer Kirche!
Die ganze Geschichte dazu findet ihr auf bandpostcards.de. Klickt hier – dieser Link hier führt direkt dahin.
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Teil 2 (1988 – 1989) Come On And Hear Now – This Is The Real Deal For You!
Im zweiten Teil unserer kleinen Reise in ein „Land vor unserer Zeit“ erleben wir die Geburt einer neuen Band: The Real Deal, als Reduktion auf’s Wesentliche – Gitarre, Gesang, Bass und Schlagzeug -, sorgen für Furore, aber auch für Irritationen.
Hier geht’s direkt zum REAL DEAL Universum (einfach klicken).